Ankunft – Arrival. Dein Blick ruht auf der Tür. Auf dieser milchigen Glastür. So ein Ding aus der Zeit der Jahrtausendwende. Schnörkellos. Technisch. Metall und Glas. Kein Durchgang. Dein Blick ruht auf der Tür. Du wagst es nicht, deine Augen abzuwenden. Du könntest den Moment verpassen. Den Moment, in dem sich erst ein Schatten, dann aber immer klarere Umrisse der Tür nähern, bis sie schließlich mit einem schleifenden Geräusch ihre Flügel einzieht und den Blick freigibt. Arrival – Ankunft steht mit großen Buchstaben über der Tür. Daneben dieses kleine Bildchen eines landenden Flugzeugs. Du bist nicht allein. Du bist ganz und gar nicht allein. Dicht um dich herum drängen sich andere. Andere wie du. Andere, die auf die Ankunft warten in der Ankunftshalle. Dein Blick bleibt auf der Tür. Dein innerer Blick schweift durch den Raum. Als du hier angekommen bist, hast du dich umgeschaut. Da war dieser Mann mit dem kleinen Pappschild. Herr Soundso. Da war das ältere Ehepaar. Ein junger Mann mit einer Blume in der Hand. Dein Blick ruht auf der Tür.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.

Für mich ist die Adventszeit eine Zeit des Wartens auf das, was da kommt. Doch was kommt da eigentlich? Als Kind war es für mich einfacher, die Ankunft mit einem Inhalt zu füllen: Das Fest – es kommt das Fest und das Fest bringt die Geschenke. Und damit das Warten auf das Weihnachtsfest, was da kommt, nicht so lang wird, gab es jeden Tag ein Türchen zu öffnen. Mit jedem Türchen wuchs die Vorfreude. Die Augen leuchteten im Anblick des kleinen Schatzes. Das Papier knisterte und schnell verschwand die Schokolade im Mund. Und am Ende standen vierundzwanzig kleine Türchen sperrangelweitoffen und das Fest war da.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.

Adventszeit – Ankunftszeit. Als Christ warte ich auf das Kommen Gottes in diese Welt. Gott kommt in diese Welt. Das ist Weihnachten. Und Advent? Advent ist für mich heute, zu erkennen, dass Gott schon in der Welt ist. Wie? Das ist am ehesten ein Gefühl, was sich in mir breitmacht. Für dieses Gefühl habe ich das Bild der Ankunftshalle gefunden. Das Flugzeug ist schon gelandet. Die, die mir am Herzen liegen, sind schon da. Gleich steigen sie aus dem Flugzeug. Gleich kommen sie durch die Tür. Gleich halte ich sie im Arm. Flughafenadvent. Aus der kleinen Hoffnung wird für einen kleinen Moment breite Gewissheit. Das ist für mich Advent.

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit.

Es kommt der Herr der Herrlichkeit.

Und dann öffnet sich die Tür. Dein Herz hüpft. Die letzten Schritte. Viel zu lang weg gewesen. Du lächelst. Eure Arme finden sich. Und um dich herum ein Händeschütteln, ein Drücken und Küssen. Bruder und Schwester, Oma und Opa, Groß und Klein finden sich in der Ankunftshalle Flughafen.

Vikar Eike Thies