Das ist sein Beruf

Das ist sein Beruf

Das ist sein Beruf

# Tageslosung mit Auslegung

Das ist sein Beruf

Du bist ein Gott der Vergebung, gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte.
(Nehemia 9,17)


Harry Frommermann steht an einem Grab. Er spricht, und seine Augen leuchten. Er gestikuliert und alle Zärtlichkeit der Welt steht ihm ins Gesicht geschrieben. „Ich werde sie heiraten. Wie sie schaut. Mund. Nase. Sie ist nicht irgendeine…“ Und er redet immer weiter und erzählt seinen Eltern von seiner großen Liebe. Und der Himmel hängt voller Geigen und die Töne fliegen durch die Luft. Harry Frommermann hält inne: „In die Synagoge gehe ich jetzt gerade nicht mehr.“

Ich weiß nicht, wie oft ich diese Filmszene schon gesehen habe.  Wie oft ich der behutsam klar erzählten Geschichte der Comedian Harmonists schon filmisch gefolgt bin. Der Regisseur Joseph Vilsmaier, der im Februar gestorben ist, hat sie vor zwanzig Jahren neu erzählt. Auf seine Weise, mit seinen Worten und seiner Hoffnung. In seinen Bildern. Er deutet die Schicksale dieses Gesangsensembles, das in dunklen Zeiten in diesem Land Liebe und Leid erfährt. Das getrennt wird, weil sich die schrillen, ganz und gar falschen Töne der Dummheit breitgemacht haben und unzählige Liebeslieder in Kriegsgeschrei ersticken.

„Veronika, der Lenz ist da“, so haben die komödiantischen Harmoniker einst gesungen. Marschieren kann mensch nicht zu diesem Lied. Überhaupt soll niemand zu Musik marschieren müssen. Kein Getrampel, kein dröhnender Gleichschritt. Wohl aber Gleichklang. Melodien des Lebens. Leise durchs Gemüt ziehend. Froh machend, damit die Seele singen kann. Das ist nicht nur ein frommer Wunsch. Das ist um Gottes willen unser Auftrag. Harry Frommermann lächelt am Grab seiner Eltern. Nein, in die Synagoge geht er gerade nicht. Er muss um sein Leben kämpfen und um seine Liebe. „Aber“, so sagt dieses liebende Menschenkind - und diesen Satz kann ich nicht oft genug hören - „Gott wird mir schon vergeben. Das ist schließlich sein Beruf!“

Bleiben Sie Berufene!

Ihre
Pfarrerin Barbara Gorgas

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