Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir.
(Jona 2,3)

"Angst essen Seele auf", so heißt ein Film aus dem Jahr 1974 von Rainer Werner Fassbinder, in dem sich eine ältere deutsche Frau in einen jüngeren marokkanischen Gastarbeiter verliebt und ihn heiratet. Und dann geht es natürlich um die Konflikte, die daraus entstehen von Ausländerfeindlichkeit bis Beziehungskrise.

Um diverse Ängste geht es in dem Film, aber eben auch um deren Überwindung, um Chancen und Neuanfänge. Angst gehört zum Leben. Es heißt zwar "Angst ist kein guter Ratgeber". Doch Angst hält auch am Leben. Unsere natürliche Angst schützt uns vor Übermut. Und Angst hilft uns, Vorsorge zu treffen.

Doch Ängste engen auch unseren Fokus ein. Wir sehen dann nur noch das, wovor wir Angst haben und nicht mehr die gesamten Handlungsmöglichkeiten. Und das führt unweigerlich zum Scheitern. Angst ist tatsächlich kein guter Ratgeber. Angst führt zu irrationalen Entscheidungen und absurden Verhaltensweisen. Das ausgewogene Verhältnis zwischen Angst und Vertrauen ist entscheidend.

Jona überwindet seine Angst, weil er vertrauen kann. Er sitzt im Bauch des Fisches und hat eigentlich keinen Ausweg mehr. Sein Leben scheint am Ende. Dennoch wendet er sich an Gott und beschreibt ihm, wie er leidet. Er kann sich deshalb an Gott wenden, weil er schon vor der Katastrophe auf Gott vertraut hat. Er hat Erfahrung im Vertrauen.

Angst zu haben ist o.k., wenn du gleichzeitig Vertrauen hast. Wer auf Gott vertraut, dessen Seele wird nicht von der Angst aufgegessen.

Ihr
Pfarrer Jörg E. Vogel