Überraschung im 39. Vers

Überraschung im 39. Vers

Überraschung im 39. Vers

# Tageslosung mit Auslegung

Überraschung im 39. Vers

Wohl dem Volk, das jauchzen kann! Herr, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln.
(Psalm 89:16)


Wer den Psalm 89 mit seinen 53 Versen durchliest, wird im 39. Vers überrascht. Nachdem der Psalm in vielen Variationen Gott gelobt hat für seine Treue zu seinem Volk Israel, ist plötzlich davon die Rede, dass Gott sich abgewendet und „den Bund zerbrochen“ hat.

Das finden wir in vielen Psalmen: das Lob Gottes und das Klagen über sein Ferne sein stehen oft scheinbar ohne Übergang gleichberechtigt nebeneinander. Auch im Psalm 89 spricht einer, der Schlimmes erlebt, einer, der auch schon an Gott gezweifelt hat.

Soll ich denn Gott überhaupt loben, wenn mir nicht danach zumute ist? Ist das nicht Heuchelei? Ist das nicht Verdrängen von Problemen, ein Ausstieg aus dem, was mir zu schwierig erscheint?

Immer wieder stellen Menschen beim Beten in schweren Tagen fest, dass es ihnen hilft, Gott zu loben und ihm zu danken, trotz allem. Es hilft ihnen, sich vom eigenen verzagten Ich zu lösen und Gott in die Arme zu springen, um die Welt von seiner Perspektive aus zu betrachten. Und manchmal stellt sich dann eine Freude ein, die mit Verdrängung oder oberflächlichem Optimismus nichts zu tun hat.

In Marokko – habe ich gelesen - gibt es einen Berberstamm, wo der Älteste jeden Morgen bei Tagesanbruch auf einen Hügel steigt, um dort stellvertretend für alle, die noch schlafen, Gott für die aufgehende Sonne zu danken.

So können vielleicht auch wir an diesem Tag trotz aller Sorgen Gott danken und ein Lied anstimmen - auch stellvertretend für die, die es im Moment nicht können: „Wohl dem Volk, das jauchzen kann!“

Ihre
Regina Schlingheider

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