02/07/2024 0 Kommentare
Unter uns wohnen
Unter uns wohnen
# Angesagt!
Unter uns wohnen
Die Wohnung unter uns ist frei. Unser Nachbar ist gestorben.
Und noch hat sich kein Nachmieter gefunden.
Von der Straße aus schaut man direkt ins Wohnzimmer.
Wer dort wohnen möchte, sitzt gewissermaßen auf dem Präsentierteller.
Um ehrlich zu sein:
Es ist gar nicht so übel, eine gewisse Zeit eine leerstehende Wohnung unter sich zu haben.
Ich genieße die kleinen Vorzüge und Freiräume.
Drehe die Stereoanlage lauter auf, benutze auch mal sonntags den Staubsauger, trample gedankenverloren durch den Wohnungsflur. Hört ja keiner!
Aber mit der Zeit wird es ein bisschen unheimlich.
Wenn ich durchs Treppenhaus gehe und an der Wohnung vorbeikomme, denke ich:
Hinter dieser Tür – da ist alles leer. Da wohnt keiner. Da passiert nichts.
Keine Stimmen, keine Geräusche.
Ich erwische mich dabei, wie ich aus dem Fenster auf die Straße schaue.
Parkt da vielleicht ein Umzugswagen?
Kann ich einen Blick auf die Möbel des neuen Mieters werfen?
Zeig mir, womit du dich umgibst und ich sag dir, wer du bist!
Wer auch immer kommen wird – und es wird jemand kommen,
Sie kennen ja die Wohnungssituation in Berlin –, zieht in das gleiche Haus wie ich.
Er oder sie umgibt sich mit Leuten wie mir und meiner Familie.
Wenn ich mir einen neuen Nachbarn wünschen dürfte,
dann vielleicht jemanden, mit dem man ungezwungen reden kann.
Oder auch mal schweigen, ohne dass es gleich peinlich wird.
Jemand, der freundlich grüßt und auch mal aushilft.
Jemand, der ein Paket annimmt, wenn bei uns niemand da ist.
Jemand, der ein bisschen Mehl übrig hat, wenn ich vergessen habe, welches zu kaufen.
Sie wissen schon …
Gott spricht: „Ich will unter euch wohnen!“ (3. Mose 26,11)
Nun weiß ich selbst, dass mit „unter euch wohnen“ nicht die leerstehende Wohnung unter der unseren gemeint ist, sondern gewissermaßen: mittendrin – zwischen euch – ganz nah!
Aber das trifft irgendwie auch auf diese Wohnung zu.
Gott will unter uns wohnen.
Das ist ein starkes Stück! Ein starkes Stück Gegenwart. Auf dem Präsentierteller.
Und ich überlege, was sich für mich ändert, wenn ich weiß, dass Gott hier wohnt.
Er zieht in die leere Wohnung ein.
Man könnte ab und zu bei ihm klingeln, vorbeischauen, mit ihm reden.
Auf halber Treppe – von Nachbar zu Nachbar.
Man kann ihm von sich erzählen. Ihn auch mal um Rat fragen.
Seine Hilfe in Anspruch nehmen.
Aber auch für Gott ändert sich durch seine Zusage eine Menge:
Als einer, der unter uns wohnt, setzt er sich all den Annehmlichkeiten und Unannehmlichkeiten aus, die Nachbarn miteinander teilen und austragen – auf Augenhöhe gewissermaßen.
Er umgibt sich mit uns.
Das sagt eine Menge über ihn aus.
Haben Sie schon mal überlegt, was es für Sie bedeutet, dass Gott unter uns wohnt? –
Auf gute Nachbarschaft!
Ihr
Stefan Jankowski
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