Glauben ohne Wenn und Aber

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# Angesagt!

Glauben ohne Wenn und Aber

Der Monat Oktober hat mit einem Sonntag begonnen. Das hat glücklicherweise dazu geführt, dass der 3. Oktober auf einen Dienstag fiel. Dies wiederum führte dazu, dass mein Neffe ein langes Wochenende hatte. So wie viele andere auch. Welch Glück – ein langes Wochenende. Es handelt sich hier allerdings weniger um Glück, als um eine Kombination von Datum und Wochentag, die in unregelmäßigen Abständen auftritt. Ihre Häufigkeit lässt sich sogar berechnen. Das will ich hier nicht machen. So gut war ich in Mathe nie. Ich kann aber immerhin voraussagen, dass diese Tagfolge – der 1. Oktober fällt auf einen Sonntag und der 3. Oktober auf einen Dienstag – erst wieder im Jahr 2023 vorkommen wird. Deshalb war ich natürlich glücklich über die zusätzlichen freien Tage.

Fällt der erste Tag eines Monats auf einen Sonntag, dann passiert noch etwas. Mit absoluter Sicherheit kommt es in diesem Monat nämlich zu einem Freitag, den 13. Für viele Menschen gilt dieser Tag als Unglückstag, ob nun eher mit einem leichten Augenzwinkern oder auch im vollen Ernst. Die Zahl 13 gilt schon lange als Unglückszahl. Viele Menschen verbinden mit ihr Unheil und Furcht. Das hängt ganz dicht mit der Zahl 12 zusammen. Sie steht für Harmonie. Mir fallen sofort die 12 Jünger Jesu oder die 12 Monate und die 12 Stunden von Tag und Nacht ein. Die Zahl 13 dagegen bringt Unordnung und Chaos. Sie zerstört die Harmonie der 12. Die 13 bringt Unglück. Sie ist eine wilde 13.

Menschen, die so etwas glauben, nennen wir abergläubisch. Nicht selten schwingt dabei eine gehörige Portion Ablehnung mit.

Das Wort Aberglaube grenzt sich vom Wort Glauben ab. Mit dem Aber zeigt das Wort, dass hier etwas dem Glauben entgegensteht. Und in seinem Gegenüber zum Glauben hat der Aberglaube so einiges zu bieten. Morgens beim Durchblättern der Zeitung fällt der Blick auf das Horoskop. Die Verlockung, etwas über die eigene Zukunft zu erfahren, ist groß. Wie stehen die Sterne heute für mich? Habe ich einen guten Tag oder vielleicht einen schlechten. Das klingt nach Unglück. Besser, ich melde mich krank.

Ich verstehe Menschen, die an Glück und Unglück glauben. Ich spüre in ihnen eine tiefe Sehnsucht, Gottes Sprache verstehen zu wollen. Ich spüre in ihnen die Sehnsucht danach, endlich ein klares Zeichen zu bekommen. Ich spüre die Sehnsucht, dem Zweifel endlich das Handwerk zu legen. Der quälenden Frage nach Glück und Unglück endlich den Gar aus zu machen. Ich spüre den Wunsch, das Glück im Leben kontrollieren zu wollen und dem eigenen Unglück im Chaos des Lebens endlich ein Gesicht zu geben. Gleich schlägt es 13. Deshalb gehe ich nicht unter der Leiter hindurch. Deshalb werfe ich Salz über meine Schulter. Deshalb klopfe ich auf Holz. Dreimal. Bringt schließlich Glück.

Es gibt Menschen, die verlassen an einem Freitag, den 13. das Haus nicht. Draußen wartet nur das Unglück. Es gibt Fluglinien, die haben keine 13. Reihe im Flugzeug. Viele New Yorker Hotels haben kein 13. Stockwerk. Und nach und nach wird bei längerem Hinsehen tatsächlich etwas greifbar, das im Aber von Aberglauben steckt. Menschen beginnen, sich vom Glauben an das Glück und Unglück abhängig zu machen. Und das, was sie eigentlich zu kontrollieren versucht haben, kontrolliert plötzlich sie selbst.

Ich denke, dass der Glaube an Unglückstage und der Glaube an Glück und Unglück mich in eine tiefe Abhängigkeit bringt. Und ich denke, dass mich das auch von Gott entfernt. Mir ist es wichtig, Gott als meinen Bezugspunkt anzusehen. Mir ist es wichtig, vor meinen Glauben kein Aber zu setzen. Ich will auf Gott schauen und nicht auf die Sterne am Himmel, damit sie mir ihr Geheimnis verraten – obwohl ich sehr gerne in die Sterne schaue! Gott will ich vertrauen. Ich will Glauben, ohne Wenn und Aber. Glaube ohne Aber heißt deshalb für mich, nicht unter der Leiter durchzugehen, sondern die Leiter hinaufzugehen und in die Weite zu schauen. Und darauf vertrauen, dass meine Wege – das, was ich Glück und Unglück nenne – in Gottes Hand liegen. Denn es braucht kein Glück, das Leben gelingen zu lassen, es braucht das Vertrauen, dass Gott die Leiter hält, auf der ich stehe.  

Eike Thies

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