Solchen gehört das Reich Gottes

Solchen gehört das Reich Gottes

Solchen gehört das Reich Gottes

# Angesagt!

Solchen gehört das Reich Gottes

Brabbeln. Quengeln. Plärren. Klatschen. Fiepen. Glucksen. Gurgeln. Stammeln. Quietschen. Schreien. Johlen. Kreischen. – Man hört Kinder. Hört, wenn es ihnen gut geht, wenn sie begeistert sind. Man hört, wenn sie etwas nicht wollen. Wenn sie wütend oder traurig sind. Kinder lachen. Kinder weinen. Kinder funktionieren nicht immer so, wie Erwachsene es sich wünschen. Von Anfang an.

Vor der Geburt des ersten Kindes glaubt man noch, mit ein bisschen Organisation lasse sich das Leben mit einem kleinen Kind locker in den Griff kriegen. So kompliziert kann das doch nicht sein! Und die anderen, die schon Kinder haben, die sind halt wehleidig oder schlecht organisiert. Nach vier Wochen mit einem Neugeborenen ist allerdings klar, wer das Sagen hat im Haus. Schlafen wird überbewertet. Im Laufe der Zeit werden dann Wände und Möbel kreativ umgestaltet. Unverständige Erwachsene reden von Chaos und Durcheinander. Kinder funktionieren nicht immer so, wie Erwachsene es sich wünschen. Das ist nichts Neues.

Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre.
Die Jünger aber fuhren sie an.
Als das Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen:
„Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht;
denn solchen gehört das Reich Gottes.
Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind,
der wird nicht hineinkommen.“
Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.
(Mk 10,13-16)

Männer machen Geschichte. Wichtige Männer. Das steckt in den Köpfen. Damals wie heute. Und wo wichtige Männer zusammenkommen, um wichtige Dinge zu besprechen, da wird alles andere zur Nebensache. Wichtige Angelegenheiten vertragen kein Durcheinander, kein Chaos. Die müssen geschützt werden. Notfalls muss man deutlich werden: Weg da! Haut ab! Die Jünger wissen sich im Recht. So macht man das. So ist die Welt. Keine Faxen. Basta. Ruhe jetzt!

Doch es stört einer. Mischt sich ein. Bringt die Ordnung durcheinander. Ausgerechnet der, der geschützt werden soll. Jesus. Er will nicht geschützt, nicht geschont werden. Eine ziemliche Blamage, wenn wichtige Männer so zurückgepfiffen werden. Wie stehen die denn jetzt da?

Und es kommt noch schlimmer: Solchen gehört das Reich Gottes. – Solchen? Den Rotznasen, den Dreikäsehochs, den Bälgern, den Schmutzfinken, den Störenfrieden? Die sind doch noch zu klein! Die kapieren doch gar nichts! Die haben nur Unfug im Kopf! Und vor allem haben die noch nichts geleistet! Solchen gehört das Reich Gottes. Sagt Jesus. Ohne Wenn. Ohne Aber. Ohne Test und ohne Unterricht. Ohne Leistung. Einfach so.

Was die Reformatoren meinten, als sie sagten sola gratia – allein aus Gnade, erkennen wir sehr schön an dieser Geschichte: sola gratia – allein aus Gnade – sind wir bei Gott willkommen. Weil Gott es will. Weil Gott uns liebt. Nicht, weil wir bewiesen haben, wie toll wir sind. Nicht, weil wir besonders stark, schön oder schlau wären. Einfach so. Weil Gott, wie Martin Luther einmal sagte, ein „glühender Backofen voller Liebe“ ist.

Erwachsene tun sich manchmal schwer mit dem Glauben. Wie ist das wirklich? Was ist mit meinen Zweifeln? Glaube ich genug? Fragen, die ihre Berechtigung haben. Und doch manchmal im Weg stehen. Wie Jünger, die sich als Bodyguards aufspielen.

Lasst die Kinder kommen! Sagt Jesus. Solchen gehört Gottes neue Welt. Kommt her zur mir! Werdet wie die Kinder! Sonst entdeckt ihr es vielleicht nicht. Sagt er. Werdet wie die Kinder. Nicht kindisch. Nicht krampfhaft jung. Schaut sie an, die Kinder. Wie sie die Welt wahrnehmen. Offen für Neues. Staunend. Versunken in das, was gerade dran ist. Sei es Malen, sei es Hüpfen, sei es Matschen. Oder einfach immer wieder das Gartentor auf und zu machen. Weil man herausgefunden hat, wie das geht.

Nicht planen. Nicht funktionieren. Da-Sein. Hier und Jetzt. Von der großen Mauer springen. Und darauf vertrauen, dass mich jemand auffängt. Auf dem Klettergerüst höher steigen, immer höher. Weil es sich gut anfühlt. Darauf vertrauen, dass jemand da ist, der den Überblick hat. Der auch mal pustet und tröstet, wenn was schiefgegangen ist.

Das ist Kind-Sein. Das ist Glauben. Nicht mehr. Nicht weniger.

Stefan Jankowski

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