Du siehst mich

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# Pfarrer Domanski meint ...

Du siehst mich

„Du siehst mich.“ Das ist die Losung des Kirchentages, der Ende Mai in Berlin, Wittenberg und anderen Orten stattfinden wird. Gemeint ist: „Gott sieht mich.“

Dieser Satz wird von einer rechtlosen Außenseiterin ohne Ansehen gesagt. Die ägyptische Sklavin Hagar ist auf der Flucht vor ihrer Herrin Sara, der Frau von Abraham, als ein Engel ihr und ihrem ungeborenen Kind das Leben rettet: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ Die ganze Geschichte finden Sie am Anfang der Bibel im 1. Buch Mose im 16. Kapitel. „Du bist ein Gott, der mich freundlich ansieht.“ Lange Zeit wurde Menschen eher das Gegenteil eingetrichtert. „Der liebe Gott sieht alles,“ war eine beliebte Drohung in der Kindererziehung. Und der „liebe Gott“ war dann auch alles andere als „lieb“, sondern ein Spitzel und Schnüffler, in erster Linie darauf bedacht, Menschen bei einer Sünde zu ertappen und entsprechend zu bestrafen. Ein Blick sagt mehr als tausend Worte, sagen wir. Blicke können verletzen oder uns zum Aufblühen bringen. Lange bevor kleine Kinder sprechen können, kommunizieren sie mit Blicken, bringen ihre Eltern zum Strahlen und strahlen zurück. Stundenlang können kleine Kinder mit Erwachsenen Guck-Da spielen. Und ohne den liebevollen Blick und die volle Aufmerksamkeit verkümmern sie. Das geht uns auch als Erwachsen noch so. „Wenn du mich anblickst, werd’ ich schön.“ So beginnt ein Liebesgedicht der chilenischen Dichterin Gabriela Mistral. 

„Du bist ein Gott, der mich sieht,“ ist keine Drohung, sondern ein Versprechen. Gott ist kein Schnüffler, sondern ein Liebender. So hat auch Jesus das gesehen. Er weiß, wie es uns geht und sieht uns freundlich an. Damit wir unter seinem liebenden Blick aufblühen.

Pfr. Jean-Otto Domanski

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