Alternativlos

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# Aus der Gemeinde ...

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Selig sind, die Frieden stiften;  denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Matthäus 5, 9

Der Spruch für die beginnende Woche ist für mich wie ein Juwel, das über der ganzen Welt funkeln sollte, und dessen Kern von großen Teilen der Menschheit begrüßt und gewünscht wird. Die Sehnsucht nach Frieden ist und war zu allen Zeiten gegenwärtig, aber er blieb für zu Viele nur ein frommer Wunsch. Auch wenn – oder weil - ich das Glück hatte, über 70 Jahre in Frieden im eigenen Lande zu leben, bleibt der Wunsch nach Frieden in aller Welt ungeteilt angesichts der Bilder, die uns tagtäglich über viele Kanäle erreichen. Es lohnt also darüber nachzudenken, wie Friede wird und wie er bleibt.  

In dieser Woche, am 9. November, mehren sich Gedenktage, die uns das Ziel des Friedens historisch vor Augen führen und zugleich ratlos machen. Der 9. November 1914 war zwar das Ende eines Weltkrieges ungeahnten Ausmaßes, führte aber nicht in eine friedliche Zeit. Er führte in unserem Land in eine Zeit, die 1938 mit dem Novemberprogrom gegenüber den jüdischen Mitbürgern einen öffentlichen Bruch des Rechtes und einer christlichen Kultur in ungeheuerlichem Maße startete. Vor 32 Jahren gab es mit dem Fall der Berliner Mauer und dem folgenden Ende des Kalten Krieges ein Datum, welches heute vielfältig gefeiert wird. Aber hat es einen dauerhaften Frieden bewirkt?  

Kurz darauf haben sich in den sogenannten jugoslawischen Nachfolgekriegen bis dahin scheinbar friedlich nebeneinander wohnende ethnische Gruppen vor den Augen der Öffentlichkeit erbitterte Auseinandersetzungen geliefert. Warum wurde der 9. November 1989 nicht der Beginn eines dauerhaften Friedens in Europa oder gar weltweit? Warum wurden viele Friedensverträge geschlossen, die keinen dauerhaften Frieden bewirkt haben?  

Die Geschichte der Menschheit beginnt in der Bibel mit einem Brudermord. Und sie benennt zugleich die Ursache dieses Zwistes. Kain fühlte sich von dem Herrn nicht gerecht behandelt und erschlug aus diesem Neid heraus seinen Bruder Abel. Dieses Beispiel zeigt exemplarisch die Schwierigkeit des Frieden Stiftens und Bewahrens auf. Frieden ist nur eine Seite einer Medaille. Frieden ohne Gerechtigkeit ist es oft nicht wert, so genannt zu werden. Im Psalm 85 ist davon die Rede, dass „Friede und Gerechtigkeit sich küssen“ sollten. Und in den Seligpreisungen sind die Friedensstifter direkt neben denen genannt, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten. Wenn wir einen dauerhaften Frieden erreichen wollen, müssen wir zugleich für die Gerechtigkeit in aller Welt eintreten.  

Der Wochenspruch aus der Bergpredigt ist interessanterweise nicht in der Formulierung „du sollst“ gegeben, sondern verspricht, dass wir selig - sprich glücklich –  sein können, wenn wir den Frieden im Großen und Kleinen bewirken können. In einer Welt, in der alle das große Glück finden wollen, sollte dies ein zusätzlicher Ansporn sein, sich  für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen.  

Dieses Streben wünsche ich uns allen.

Ihr
Dr. Michael Lent

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