02/07/2024 0 Kommentare
Beschützen und Bewahren!
Beschützen und Bewahren!
# Aus der Gemeinde ...
Beschützen und Bewahren!
Temperaturen von bis zu 50 Grad, Waldbrände, Zoonosen wie Covid-19 und zuletzt die verheerenden Unwetter im Westen Deutschlands: Je mehr wir in die ökologische Krise hineingeraten, umso dringender muss uns auch die Frage beschäftigen: In welchem Verhältnis steht der Mensch zu den Wesen, die wie er die Erde bewohnen?
"Macht euch die Erde untertan und herrscht über sie!" sagt Gott gleich auf der ersten Seite der Bibel zum Menschen, den er gerade erschaffen hat. Wie hat er das gemeint? Blättern wir auf die zweite Seite, dann lesen wir, dass Gott dort sagt, dass der Mensch die Erde bebauen und bewahren soll. Seine "Herrschaft" über die anderen Wesen wird hier genauer beschrieben: Er soll die Tiere und Pflanzen, das Wasser und die Luft nicht nur für sich nutzen, sondern sie beschützen und dafür sorgen, dass es ihnen gut geht.
Aber das ist oft untergegangen. Immer wieder haben Menschen die Worte "Macht euch die Erde untertan!" so ausgelegt, dass sie eine besondere Position von Gott bekommen haben. Dass sie weit über die anderen Geschöpfe hinausragen und diese vor allem dazu da sind, für die eigenen Bedürfnisse genutzt zu werden.
Aber es gibt ja nicht nur diese eine Bibelstelle zu diesem Thema, sondern zahlreiche andere. Und die gehen in eine andere Richtung, zum Beispiel wenn Gott zu Hiob sagt: "Wo warst du, als ich die Erde gründete?" und ihm damit zeigt, dass er vielleicht gar nicht so hoch über den anderen Wesen steht, wie er meint. Oder es gibt die Psalmen. Im Psalm 148 zum Beispiel werden alle Geschöpfe aufgerufen Gott zu loben. Da stehen Könige und Fürsten in einer Reihe mit den Fischen und Würmern. Unser Lob Gottes ist anscheinend nicht bedeutender als das der anderen Geschöpfe.
Vielleicht sollte es uns nachdenklich machen, dass die Pflanzen und Tiere und auch die unbelebten Geschöpfe wie Wasser und Feuer bereits vor uns von Gott erschaffen wurden und die Welt, in der wir als Menschen leben, sorgfältig für uns vorbereitet haben. Denken wir an die Tanzsprache der Bienen oder an die schlafwandlerische Sicherheit, mit der Zugvögel ihren Weg finden, dann können wir nur staunen, mit welchen Fähigkeiten sie ausgestattet sind. Selbst Bäume kommunizieren miteinander über ihr Wurzelwerk, und ohne die Photosynthese der grünen Pflanzen wäre ein Leben für uns unmöglich. Wo bleibt da die herausragende Stellung des Menschen? Es ist Zeit zu erkennen, dass wir aufeinander angewiesen sind, ja, dass Gott, der uns alle erschaffen hat, es so eingerichtet hat, dass alles miteinander verwoben und verknüpft ist.
Franz von Assisi erkannte das schon vor mehr als 800 Jahren. In seinem "Sonnengesang" dankt er Gott für "Bruder Wind" und "Schwester Wasser". Auch den Tieren und Pflanzen fühlte er sich verwandt. Sie waren für ihn nicht Dinge, die er nutzte, sondern Geschöpfe, mit denen er in Gemeinschaft lebte und mit denen er täglich sprach. Vielleicht können wir von ihm eine neue Einstellung lernen, eine Haltung, die die geschaffene Welt als unendlich kostbar erlebt und darum alles daran setzt sie zu beschützen und zu erhalten.
Ihre
Regina Schlingheider
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