Wie finden wir heraus, was im Leben wirklich zählt? Oft sind wir zu beschäftigt oder abgelenkt, um uns mit dieser Frage zu beschäftigen – und das hat Folgen. Viele Menschen verbringen viel Zeit mit Dingen, die ihnen am Ende unwichtig sind.

Kein Sterbender hat jemals bedauert, dass er nicht mehr Zeit auf der Arbeit verbracht hat, in einem größeren Haus gewohnt oder einen größeren Wagen gefahren hat. Im Gegenteil. Und doch führen viele Menschen ihr Leben so, als hätte der gewonnen, der am Ende die meisten Spielsachen aufgehäuft und das dickste Bankkonto hat.

Bei den Beerdigungsgesprächen, die ich mit den Angehörigen führe, geht es um ganz andere Dinge. Es geht darum, wie der Verstorbene mit Herausforderungen und Schicksalsschlägen umgegangen ist, was er geliebt hat und wen, und wie gut er darin war. Sich mit dem eigenen Tod zu beschäftigen oder seine eigene Beerdigungsansprache zu schreiben, ist eine gute Methode, herauszufinden, was im Leben zählt. „Memento mori“ hieß das bei den Römern, „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden“ in der Bibel (Psalm 90, Vers 12).

Eine andere Möglichkeit ist es, sich in regelmäßigen Abständen von allen Ablenkungen frei zu machen. Fernseher, Computer, Telefon, Handy und Radio auszumachen und auch die Klingel abzustellen, und Zeit mit sich alleine zu verbringen – spazieren zu gehen, aus dem Fenster zu sehen, nachzudenken oder zu beten. Gerade die Urlaubszeit kann einen gute Gelegenheit sein, damit anzufangen.

Ich glaube, am Ende zählt, was wir im Leben von anderen Menschen positives bewirkt haben, ob wir mit offenen Augen durchs Leben gegangen sind, unsere Liebe und Dankbarkeit. Es zählen die Beziehungen, die wir gepflegt haben – nicht zuletzt die Beziehung zu dem, der unser Leben geschaffen hat.

Ich wünsche Ihnen einen wunderbaren Sommer und Zeit für die wichtigen Dinge im Leben.

Pfr. Jean-Otto Domanski