02/07/2024 0 Kommentare
Liebt eure Feinde
Liebt eure Feinde
# Pfarrer Domanski meint ...
Liebt eure Feinde
Was hat der Glaube an Gott mit Gewalt zu tun? Nicht erst seit den Anschlägen auf Charlie Hebdot oder seit sich die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ mit ihrer Auslegung des Islam in Syrien und im Irak ausbreitet, wird diese Frage immer wieder gestellt.
Auch durch die Geschichte des Christentums zieht sich eine Spur der Gewalt. Im Namen des christlichen Glaubens wurden Andersgläubige und Hexen verbrannt, Kreuzzüge und Konfessionskriege geführt und Waffen gesegnet. Was die frommen Kämpfer und Verteidiger des christlichen Abendlandes dabei regelmäßig übersahen: Anders als Mohamed und auch Mose hat Jesus nie einen Krieg geführt. An keiner Stelle im Neuen Testament fordert er seine Anhänger auf, andere Menschen zu bekämpfen, nicht die Pharisäer, nicht die römische Besatzungsmacht, nicht die Ungläubigen.
Wenn seine übereifrigen Freunde zum Schwert greifen wollen, hält er sie zurück und weist sie zurecht. Er weiß, dass Gewalt nur wieder Gewalt hervorbringt. Stattdessen lehrt er seine Jünger: „Liebt eure Feinde. Tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen. Betet für die, die euch beschimpfen.“ (Lukas-Evangelium, Kapitel 6, Vers 27 u. 28)
Jesus lehrt eine Entfeindungs-Liebe. Sie hat zunächst nichts mit Gefühlen zu tun, aber viel mit dem, was wir tun und lassen. Wir sollen denen, die uns Böses wollen, Gutes tun, für sie beten und sie segnen. Das entgiftet nicht nur die Beziehung, sondern auch das eigene Herz. Wir sollen Menschen, die uns feind sind, behandeln als wären sie unsere Freunde – damit sie es irgendwann werden können. Auch wenn das nicht immer gelingt, hilft der Rat Jesu doch die Spirale aus Schmerz und Vergeltungsphantasien in unserem eigenen Herzen zu durchbrechen und frei zu werden.
Jesus hat Feindesliebe nicht nur gelehrt, er hat sie auch gelebt. Er hat sich lieber foltern und töten lassen, als zum Kampf aufzurufen und anderen Gewalt an zu tun. Noch während der Qualen am Folterkreuz, hat er seinen Peinigern vergeben. Er wollte zeigen, wie Gott ist. Und Gott hat ihm Recht gegeben. Auch das feiern wir an Ostern.
Pfr. Jean-Otto Domanski
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